Hans-Joachim Gögl

Die Füße im Feuer

Ballade für Richterin, E-Gitarre und Gottesanbeter

Uraufführung, Freitag, 11. November 2022, im Rahmen der Montforter Zwischentöne.

Die dramaturgische Gestalt ist ein lyrisches Gefäß in Form einer Ballade. Abgebunden von einer musikalischen Ouvertüre und Finale. Eine Formatentwicklung, die gescriptete Elemente aus Literatur und Musik mit freien Improvisationen von Expert:innen und Musikern verschmelzt. Feste Form, fließender Inhalt.

Zwischen den Strophen improvisieren eine Richterin, eine Philosophin, ein Theologe und ein Schriftsteller mit einem E-Gitarristen und Percussionisten. Mich interessierte dabei vor allem die Produktivität von Kontrasten: Das Pathos des Gedichts, die freie Rede. Der ritualhafte Fortgang der Strophen. Die Geistesgegenwart der Sprecher:innen, die selbst entscheiden wann und wie lange sie sprechen. Die freien musikalischen Gesten und die komponierte Klammer.

Quentin Tarantino trifft Apostel Paulus.

Die Ballade »Die Füße im Feuer« gehört zu den Meisterwerken der Dichtkunst. Sie thematisiert den Ausstieg aus der Gewaltspirale von Täter und Rächer.

In dramatischen Bildern, knappen Dialogen, grellen Metaphern schildert Conrad Ferdinand Meyer (1825 –1898) den moralischen Showdown zwischen Mörder und Opfer. Der Verzicht auf Vergeltung als Befreiungsakt. Die selbstgewählte Entscheidung, das eigene Opfersein zu beenden, führt aus dem Gewitter der Gefühle in den hellen Morgen wieder- gefundener Autonomie.

Mit der  Richterin Yvonne Summer, dem Theologen Walter Schmolly (krankheitsbedingt eingesprungen für Propst P. Martin Werlen), der Philosophin Ariadne von Schirach, dem Autor Wolfgang Mörth sowie Oliver Rath an der E-Gitarre und Georgios Mikirozis, Percussion. Rezitation: Lukas Kientzler und David Kopp. Licht Folkert Uhde. Produktion Klemens Thaler. Fotos Lucas Breuer.